Die Diagnose Diabetes mellitus kommt für viele Betroffene überraschend. Doch die Störung der Insulinproduktion oder Insulinwirkung zählt zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen der Welt. In Deutschland leben schätzungsweise rund acht Millionen Menschen mit einer der verschiedenen Diabetes-Arten. Doch wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes? Wir haben die wichtigsten Fakten für Sie gesammelt.  

 

Welche Diabetes-Typen gibt es? 

 

Diabetes lässt sich in mehrere Typen untergliedern. Neben den häufigsten Formen, Typ-1- und Typ-2-Diabetes, gibt es auch den umgangssprachlich als Schwangerschaftsdiabetes bezeichneten Gestationsdiabetes. Weitere spezifische und seltenere Formen zählen zum Typ-3-Diabetes. Beim Neuauftreten sämtlicher Diabetes-Mellitus-Typen zeigt sich der Nüchternblutzuckerwert deutlich erhöht.  

Zur Sicherung der Verdachtsdiagnose stehen verschiedene Untersuchungen zur Verfügung. So lassen sich bei einem oralen Glukosetoleranztest sowohl ein eindeutiger Diabetes mellitus als auch eine gestörte Glukosetoleranz – eine Diabetes-Vorstufe – feststellen. Außerdem hilfreich ist die Bestimmung des HbA1c-Wertes, der als Blutzuckergedächtnis des menschlichen Körpers gilt und die durchschnittliche Höhe des Blutzuckerspiegels in den vergangenen vier bis sechs Wochen angibt.

 

Typ-1-Diabetes

 

Häufig bereits im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert, ist Typ-1-Diabetes eine durch absoluten Insulinmangel gekennzeichnete Autoimmunerkrankung. Als Folge einer überschießenden Reaktion des körpereigenen Immunsystems stellen die für die Insulinproduktion verantwortlichen Betazellen im Pankreas ihre Funktion ein. Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die Regulierung des Blutzuckerspiegels nur noch durch Insulinzufuhr von außen möglich. Dies kann mithilfe einer Insulinpumpe oder durch regelmäßiges Spritzen von Insulin geschehen. Zwar lassen sich die an der Entstehung des Typ-1-Diabetes beteiligten Prozesse wissenschaftlich nachvollziehen – warum genau es jedoch zur Zerstörung der insulinbildenden Betazellen kommt, ist bisher ungeklärt. 

 

Typ-2-Diabetes

 

Diese Form des Diabetes mellitus tritt in der Regel im späten Erwachsenenalter auf und ist mit einer Prävalenz von 90 bis 95 Prozent die häufigste Form in Deutschland. Laut des Deutschen Gesundheitsberichtes Diabetes 20211 haben etwa neun Prozent der erwachsenen Deutschen eine Typ-2-Diabetes-Diagnose. 

Beim Typ-2-Diabetes kommen häufig eine erhöhte Insulinresistenz und ein relativer Insulinmangel zusammen. Die sogenannte Insulinresistenz ist dadurch gekennzeichnet, dass die Körperzellen bei dieser Form des Diabetes mellitus nicht mehr ausreichend auf Insulin ansprechen. Die Zellen nehmen dadurch zu wenig Glukose auf, was einen Anstieg des Blutzuckerspiegels zur Folge hat. Der Körper versucht diese Störung oft mit einer Überproduktion von Insulin auszugleichen, was wiederum zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut führt. 

Die Insulinresistenz bedingt, dass die vorhandene Insulinmenge im Körper der Betroffenen nicht mehr ausreicht, um den Blutzuckerspiegel effektiv zu regulieren. Als Reaktion versuchen die Betazellen im Pankreas den gesteigerten Blutzuckerspiegel durch eine erhöhte Produktion von Insulin auszugleichen. Diese ständige Belastung der Betazellen im Pankreas manifestiert sich im weiteren Krankheitsverlauf in einer fortschreitenden Erschöpfung. 

 

Typ-1- und Typ-2-Diabetes im Vergleich

 

Die folgende Tabelle dokumentiert in einer Übersicht den Vergleich zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes:

 Typ-1-DiabetesTyp-2-Diabetes
EintrittsalterHäufig im Kindes- und Jugendalter, seltener bei ErwachsenenMeist im mittleren Erwachsenenalter, in den letzten Jahren jedoch verstärkt auch bei jüngeren Patientinnen und Patienten
BeginnMeist plötzlichHäufig schleichend und zunächst unbemerkt
UrsachenÜberschießende Autoimmunreaktion: Die körpereigenen Zellen registrieren bestimmte Strukturen der insulinproduzierenden Beta-Zellen als schädlich und zerstören diese.

Genetisch bedingte Insulinresistenz oder Störung der Insulinausschüttung

Bekannte Risikofaktoren:

  • Übergewicht
  • Ungesunde Ernährungsweise
  • Bewegungsmangel
Symptome
  • Starker Durst 
  • Häufiges Wasserlassen
  • Heißhunger
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Azetongeruch des Atems
  • Über längere Zeit beschwerdefrei
  • Starker Durst
  • Häufiges Wasserlassen
  • Trockene Haut
  • Müdigkeit
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Schwächegefühl
  • Schwindel
InsulinausschüttungVermindert oder fehlendGestört (erhöht oder vermindert)
InsulinresistenzKeine oder geringHoch
BehandlungLebenslange Insulintherapie (Pumpe oder Injektion)
  • Ernährungsumstellung
  • Bewegungstherapie
  • Bei Bedarf orale Diabetika
  • Bei Bedarf Insulintherapie
  • Strukturierter, aktiver Alltag mit ausreichenden Erholungsphasen
VorbeugungNicht möglich
  • Regelmäßige Bewegung
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht/Adipositas
  • Gesunde Ernährung

 

 

 

Hilfreich bei der Vorbeugung von Typ-2-Diabetes: Eine gesunde Ernährung.

 

Typ-3-Diabetes

 

Seltene Formen des Diabetes mellitus, die weder Typ-1- noch Typ-2-Diabetes zugeordnet werden können, sind als Typ-3-Diabetes kategorisiert. Darunter fallen Diabetes-Arten, die durch genetische Mutationen oder Defekte, Erkrankungen des Pankreas oder des Hormonstoffwechsels sowie durch bestimmte Vorerkrankungen wie Röteln verursacht werden. Auch die unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten, Drogen oder Chemikalien können ursächlich für die Entwicklung eines Typ-3-Diabetes sein. 

 

Gestationsdiabetes

 

Der Gestationsdiabetes (GDM) tritt häufig bei Schwangeren auf und wird aus diesem Grund auch als Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet. Fünf bis zehn Prozent aller Frauen in der Schwangerschaft sind von dieser speziellen Form des Diabetes mellitus betroffen. Zwar sind die genauen Ursachen des Gestationsdiabetes nicht gänzlich wissenschaftlich erforscht – es bestehen jedoch Ähnlichkeiten zu den auslösenden Faktoren des Typ-2-Diabetes. Die durch die Schwangerschaft veränderte Hormonlage sorgt bei den betroffenen Frauen für eine Insulinresistenz und führt somit zu einem erhöhten Insulinbedarf. Häufig ist die Bauchspeicheldrüse der werdenden Mütter in der Lage, den erhöhten Bedarf auszugleichen, sodass der Blutzuckerspiegel nicht messbar ansteigt. Bei fünf bis zehn Prozent aller Schwangeren gelingt dies jedoch nicht – erhöhte Glukosewerte weisen schließlich auf den Gestationsdiabetes hin. 

 


 

1. Deutsche Diabetes Gesellschaft. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2021. Online unter: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/user_upload/06_Gesundheitspolitik/03_Veroeffentlichungen/05_Gesundheitsbericht/20201107_Gesundheitsbericht2021.pdf. Zuletzt geprüft: 15.06.2021. 

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